Buch-Rezension

Schwierige Situationen in Therapie und Beratung

Die Autoren geben praktische Hilfestellungen im Umgang mit schwierigen Beratungssituationen (z.B. aggressive Klient*innen, Zweifel von Klient*innen am Behandler).

Es geht ihnen dabei nicht um die eine Lösung, vielmehr legen sie Wert darauf, Möglichkeiten aufzuzeigen. Immer mit dem Hinweis verbunden, zu prüfen, ob diese Möglichkeiten auch auf das eigene Beratungssetting übertragbar sind.

Es geht ihnen dabei um Anregungen und nicht darum, Handlungsanweisungen zu geben.

In der Einführung stellen sie noch einmal deutlich heraus, warum sie im Titel des Buches das Wort „schwierig“ genutzt haben und nicht eben „herausfordernd“ oder andere Worte, die dieses Adjektiv umschreiben. Damit wollen sie dem Leser eine klare Haltung mit auf den Weg geben und sagen dazu Folgendes: „Schwierige Situationen sind schwierig! Dieser Satz ist tautologisch, erscheint uns aber trotzdem bedeutsam. Erwarten Sie nicht von sich, in einer schwierigen Situation immer sofort eine elegante und leichte Lösung zu finden! Genau darin besteht ja das Wesen einer schwierigen therapeutischen Situation, dass sie die Behandler*in sehr stark herausfordert und mit den Grenzen ihrer Fertigkeit in Berührung bringt.“  (S.9)

  • Vorbeugen ist besser als heilen

  • Ruhe bewahren! Überhastet reagieren ist fast nie günstig

  • Es geht um konkrete Situationen, nicht um Persönlichkeitseigenschaften

  • Beziehen Sie den Kontext in Ihre Betrachtungen ein

  • Kollegialer Austausch: Supervision und Intervision

  • Achten Sie auf Ihre Balance

  • Jede Behandlung unterliegt dem Spannungsfeld von Akzeptanz und Veränderung (S.10-13)

sind Leitsätze, die die beiden Autoren für schwierige Beratungssituationen ins Feld führen und die sie auch mit kleinen gut verstehbaren Absätzen kurz erläutern. Weiterhin werden auch noch drei Schritte in Bezug auf den strategischen Umgang mit schwierigen Behandlungssituationen hervorgehoben, die auch schon wie oben angeführt, kurz und verständlich erläutert werden:

 Schritt 1: Innehalten, Wahrnehmen und Beurteilen.

 Schritt 2: Offenes Ansprechen der beobachteten  Schwierigkeit.

 Schritt 3: Gemeinsame Suche nach Lösungsideen und Vereinbarung weiterer Schritte:“ (S.16-17)

Die Autoren betiteln ihr Buch als Praxisbuch: Ein Buch aus der Praxis für die Praxis, nicht ohne darauf zu verweisen, dass ja jede Praxis auch auf theoretischen Ansätzen fußt und sie nennen hier Persönlichkeiten wie Carl Rogers, Viktor Frankl oder auch Marshall Rosenberg (um nur einige zu nennen), deren Lehre in ihre Interventionen mit einfließen. Die Einleitung an sich ist schon sehr gehaltvoll und wird im weiteren Verlauf anhand von 40 Fallbeispielen vertieft. Die therapeutischen Erläuterungen für die einzelnen schwierigen Situationen werden ausführlich dargelegt und die Leser*innen können den praxisnahen Beispielen äußerst leicht folgen. Besonders bemerkenswert sind die kleinen grauen Kästen am Ende jedes Fallbeispiels. Hier werden in wenigen Spiegelstrichen noch einmal die „Do‘ s and Don‘ ts“ jedes Fallbeispiels festgehalten. Das ist sehr übersichtlich und bringt den Inhalt von durchschnittlich vier Buchseiten auf den Punkt und stellt eine gute Erinnerungsstütze dar.

Empfehlung:

Die Autoren haben ein Buch für die Praxis geschrieben, indem sie aus der eigenen Praxis berichten. Diesen Transfer finde ich sehr gelungen. Auch die im Anhang zu findenden „Musteranschreiben“ und der „Notfallplan bei Suizidalität“ unterstreichen den Praxisbezug deutlich und sind wesentlich. Wir sagen das Buch bekommt die Auszeichnung: „Prädikat wertvoll“ und sollte jedem Berater/ jeder Beraterin bekannt sein.

Kerstin Heins

Diplom-Sozialpädagogin
Kinderschutzkraft nach § 8a SGB VIII
Neurophysiologische Entwicklungsförderin
Heilerziehungspflegerin
Fachkoordinatorin A: aufklaren (Wandsbek)
Fachliche Leitung Frühe Hilfen bei Aladin Hamburg

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