Positionspapier: KipE in Hamburg sehen, stärken und schützen
Kindheit im Schatten der elterlichen Erkrankung
Allein in Hamburg wachsen circa 82.000 Kinder mit psychisch erkrankten Eltern auf. Sie haben ein drei- bis vierfach erhöhtes Risiko, selbst eine psychische Erkrankung auszubilden. Vor dem Hintergrund immer weiter steigender Zahlen von Erwachsenen mit psychischen Erkrankungen und somit auch Eltern in Hamburg, wird die Frage, wie Familien und insbesondere Kinder und Jugendliche unterstützt werden immer drängender. Vor diesem Hintergrund ist es erforderlich systematisch die Struktur und Hilfsangebote in Hamburg für diese Kinder, ihre Eltern und Familien zu verbessern.
Für den Antrag “Prävention stärken” fand im Familienausschuss des Bundestages am 18.12.2024 eine Anhörung von Sachverständigen statt. Neben den Statements liegen mehrere Stellungnahmen vor, die vielfältige Argumente und Ansatzpunkte liefern, wie der Strukturaufbau für die bessere Versorgung für KipeE erfolgen sollte. Ende Januar 2025 wurde der Antrag einstimmig vom Bundestag verabschiedet und der (nächsten) Regierung als Aufgabe übergeben. Er ist nun rechtskräftig und bindend für die nächste Regierung. Diese muss die Forderungen dann in Maßnahmen, z.B. Gesetze umarbeiten. Antrag | Anhörung Stellungnahmen: Bündnis KipsFam, SkF, DiJuF, BKJ
Der Bundestag hat am Donnerstag, 4. Juli 2024, erstmals einen Antrag mit dem Titel „Prävention stärken – Kinder mit psychisch oder suchtkranken Eltern unterstützen" diskutiert. Der Antrag wurde im Anschluss zur weiteren Beratung an den federführenden Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend überwiesen. Das Parlament erinnert damit die Regierung an ihr Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag.
Immer mehr Menschen fallen wegen psychischer Erkrankungen im Job aus. Seit Jahren steigen die Zahlen zur Arbeitsunfähigkeit, das zeigt auch der DAK Psychreport 2024 wieder. Über 10 Jahre nahmen die Fehltage um 52 % zu. Frauen sind besonders häufig betroffen, aber auch bei Männern steigen die Belastungen. Von 2022 auf 2023 wurde eine Zunahme von 22% mehr Krankschreibungen erfasst. Wir möchten hier erwähnen, dass krankgeschriebene Arbeitnehmer*innen auch Mütter und Väter sind und die Familiale psychische Belastung damit auch zunimmt.
Mit Bezug auf die Empfehlungen AG KpsE befasst sich das Institut für Sozialpädagogische Forschung mit der Entwicklung von Standards und einer Handreichung zur Entwicklung und Umsetzung kommunaler Gesamtkonzepte zur Verbesserung der Unterstützung der Kinder psychisch und suchterkrankter Eltern. Alle Materialien und Information sind auf einer separaten Website zusammengefügt. Zur Website Kommunale Gesamtkonzepte KpsE
Basisdaten zu psychischen Erkrankungen in Deutschland veröffentlicht
Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. (dgppn) hat im April 2024 ihr Factsheet mit aktuellen Basisdaten zu psychischen Erkrankungen in Deutschland aktualisiert.
Armut macht krank und psychische Erkrankungen machen arm. Der Zusammenhang von geringen und prekären Einkommen, dem Stresserleben, Inflation und der damit verbundene Mangel an Teilhabe, förderlichen Lebensbedingungen wie Wohnen und Ernährung, aber auch der Wegfall von Erwerbseinkommen durch chronische Krankheitsverläufe hat erhebliche Auswirkungen für die psychische Gesundheit in Familien, insbesondere für Alleinerziehende. Die Armutsberichte des Paritätischen weisen darauf immer wieder hin.
Der Paritätische Gesamtverband und A: aufklaren haben in Bezug auf die Situation von Kindern psychsich erkrankter Eltern Positionspapiere herausgegeben, die die Herausforderungen benennen und auf den dringlichen Handlungsbedarf zum Thema hinweisen.
Umsetzung des § 20 SGB VIII „Betreuung und Versorgung des Kindes in Notsituationen“
Mit der Einführung des Kinder- und Jugendstärkungsgesetzes wurde der § 20 SGB VIII erweitert und einer Empfehlung für den niedrigschwelligen Zugang zu Krisenhilfe für Kinder psychisch und sucht kranker Eltern rechtliche Geltung verschafft. Hier bekommen die Erziehungsberatungsstellen eine besondere Aufgabe als Lotsen und in der Verfügung von Hilfen. Der AFET hat hierzu 2023 eine Erhebung zum Umsetzungsstand erstellt. Zum Paper
Anfrage der Hamburger CDU an die Sozialbehörde
Die kleine “Schriftlichen Anfrage” der CDU vom Frühjahr 2022 legt den Fokus auf die Versorgungssituation für Kinder mit sucht- und psychisch belasteten Elternt. Aus der Antwort geht hervor, dass in der Sozialbehörde eine ämterübergreifende Arbeitsgruppe (AG) „Gesundes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen sucht- und psychisch kranker Eltern“ gebildet wurde. Sie soll sich damit befassen „ein Gesamtkonzept zur Versorgung von Kindern psychisch und suchterkrankter Eltern“ zu entwickeln.
Die Kinderschutz-Zentren (2022) legen in einem Positionspapier ihre Expertise zum Verständnis von psychischer Gewalt und emotionaler Vernachlässigung von Kindern und Jugendlichen dar und erläutern ihre Arbeitsweise in diesem Zusammenhang. Es geht um mehr fachliche Auseinandnersetzung und Schutz von Kindern vor Misshandlung und Vernachlässigung.
Im aktuellen Koalitionsvertrag der Bundesregierung (2021-2025) ist eine Unterstützung von Kindern psychisch, sucht- oder chronisch kranken Eltern festgehalten. Im Verlauf dazu forderten zehn Fachverbände in einem Impulspapier die Bundesregierung auf, dem weiterhin dringenden fachlichen und bundesrechtlichen Handlungsbedarf für Familien mit psychisch- und suchterkrankten Eltern in der neuen Legislaturperiode nachzugehen.
Handlungsrahmen der GKV für Kinder psychisch und suchterkrankter Eltern
Der Handlungsrahmen für eine Beteiligung der Krankenkassen im Bereich der Gesundheitsförderung und Prävention für Kinder psychisch und suchterkrankter Eltern fokussiert auf die Schnittstellen der verschiedenen Systeme und die Zusammenarbeit der kommunalen Akteure. Herausgeber ist das GKV-Bündnis für Gesundheit, 2021.
Die Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP hat in ihr Regierugnsporgramm aufgenommen, dass die Versorgungssituation für Kinder psychisch und suchterkranter Eltern verbessert werden soll: “Wir unterstützen die Kinder von psychisch, sucht- oder chronisch kranken Eltern”. Nachzulesen auf Seite 99.
Psychische Gesundheit im familiären Kontext fördern
Das ist der Schwerpunkt der Nationalen Präventionskonferenz 2020. Auf ihrem Präventionsforum wurde darüber diskutiert, was es braucht, um Kinder aus sucht- und psychisch belasteten Familien zu stärken. Die Antwort: kommunale Gesamtkonzepte. Lesen Sie hier (ab S. 24) mehr über die Perspektive der Kranken-, Unfall und Rentenkassen.
Im Jahr 2019 wurden im Auftrag der Bundesregierung durch Ministerien, Verbände, Interssenvertetungen, Expert*innen und Leistungsträger Empfehlungen für die bessere Versorgung von Kinder psychsich und suchterkrankter Eltern erarbeitet. Deren Umsetzung dauert weiterhin an und ist mit vielen strukturellen und finanziellen Herausforderungen verbunden.