Unser Thema
Unser Thema: Kinder psychisch erkrankter Eltern
Mehr als drei Millionen Kinder leben mit einem psychisch erkrankten Elternteil zusammen – jedes vierte Kind in Deutschland ist betroffen. Allein in Hamburg wachsen circa 82.000 Kinder im Schatten der elterlichen Erkrankung auf. Sie müssen Depressionen, Psychosen und Persönlichkeitsstörungen ihrer – unter Umständen einzigen – Bezugsperson miterleben und sind den damit verbundenen Verhaltensweisen ausgesetzt.
Die Folgen für die betroffenen Kinder und Jugendlichen sind schwerwiegend: Störung der Beziehungs- und Bindungsentwicklung, Überforderung, Parentifizierung, Scham- und Schuldgefühle sowie ein erhöhtes Risiko, Opfer von Misshandlung zu werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie eine psychische Erkrankung entwickeln, ist um ein Drei- bis Vierfaches höher.
Das Kind im Zentrum
Um Kinder und ihre psychisch erkrankten Eltern zu unterstützen, ist es wichtig, den Kontext des Kindes zu betrachten. Kinder und Eltern können nicht – oder nur selten – aus eigener Kraft ihre Lebenslagen verbessern oder genesen. Deshalb ist es wichtig, darauf zu schauen, welche Personen und Akteure sich in seinem Umfeld befinden. Wir wollen die Menschen im Umfeld des Kindes sensibilisieren und handlungssicher machen, damit sie die Kinder und auch die Familien mehr in den Blick nehmen können.
Kinder psychisch erkrankter Eltern in Hamburg
In Hamburg lebten Ende 2023 1.96 Millionen Menschen, davon 329.453 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren – das sind 16,8 Prozent der Bevölkerung (Quelle: Statistik Nord). Wenn jedes vierte Kind einen Elternteil erlebt, der psychisch erkrankt ist, müssen wir auf dieser Datenlage von circa 82.363 Kindern und Jugendlichen ausgehen – die Dunkelziffer ist unbekannt. Das sind etwa vier Prozent der Hamburger Bevölkerung und entspricht der Größe der Städte Lüneburg, Norderstedt oder Bamberg.
Weitere Zahlen & Fakten zu Hamburg:
- In 20 Prozent aller Haushalte leben Kinder
- ein Viertel aller Haushalte in Hamburg sind Ein-Eltern-Haushalte
- 10,3 Prozent der Hamburger beziehen Leistungen aus dem SGB II
- 20,7 Prozent der Hamburger Jugendlichen bis 15 Jahre erhalten Leistungen zum Lebensunterhalt (Sozialhilfe). Das ist jedes fünfte Kind
- In der Hälfte (49,6 Prozent) aller Familien in SGB-II-Bezug leben Kinder
20 Prozent aller Kinder leben in Bedarfsgemeinschaften im SBG-II-Bezug (Dezember 2023)
Auswirkungen der Krisen auf Kinder psychisch erkrankter Eltern
Auch wenn die akute Corona-Krise vorbei ist, ihre Auswirkungen auf die Kinder wirken bis heute nach. Durch die Einschränkungen der Corona-Pandemie fehlten Kindern und Jugendlichen Bezugspersonen und auswärtige Kontakte, die Orientierung und Sicherheit gaben. Durch Schulschließungen wurden Lerndefizite aufgebaut, die bis heute nicht ausgeglichen wurden. Zugleich wirken weitere vielfältige Krisen in der Welt auf die Kinder ein: Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten und die Klimakrise gilt es zu verarbeiten und einen Plan für das eigene Leben zu entwickeln. Verständlich, dass viele Kinder und Jugendliche auch in psychische Krisen geraten. Etwa 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen leiden unter eine psychischen Störung oder Erkrankung, wie Depressionen, Angst- oder Essstörungen. Kinder mit psychisch kranken Eltern sind noch besonders belastet und haben ein höheres Risiko selbst zu erkranken. Sie brauchen die Hilfe von außen, um unbeschadet durch diese Zeit zu kommen.
Eltern, die selbst psychisch krank sind können mit der Situation schlecht umgehen ihren Kinder nicht die Unterstützung geben, die sie bräuchten. Eltern, die unter Ängsten leiden oder eine verzerrte Wahrnehmungen auf die Welt haben, ist die aktuelle Situation kaum oder gar nicht zu bewältigen. Wenn bisher die Sprache zu den emotionalen Belastungen oder auch krankheitsbezogenen Verhaltensweisen eines Elternteils fehlten, ist es jetzt noch schwieriger darüber zu sprechen.
Wer hat Schuld? Warum passiert das? Kinder und Jugendliche brauchen Antworten. Sie brauchen Unterstützung von außen und von Dritten. Sie brauchen Schutz, Hilfe, Entlastung und Erwachsene, die sorgfältig hinhören. Kinder und Jugendliche brauchen brauchen Unterstützung von außen und von Dritten.
Wir haben hier alles gesammelt, was es an Hilfsangeboten in Hamburg für sie gibt.