Vier in einer Reihe 3/4 - Transgenerationale Weitergabe

Neurobiologische und epigenetische Veränderungen als Folge von frühkindlichem Trauma: Eine transgenerationale Perspektive

Mittwoch, 22. Oktober 2025 | 16:00 - 18:00 Uhr

Online

Transgenerationale Weitergabe psychischer Erkrankungen

Kinder psychisch erkrankte Eltern haben ein, drei bis vierfach, erhöhtes Risiko, selbst eine psychische Erkrankung auszubilden. Das Risiko, nicht gesund aufzuwachsen, ist eine unmittelbare Aufforderung, sich für Prävention einzusetzen und frühzeitig Unterstützung anzubieten. Denn psychische Erkrankungen müssen nicht linear von einer Generation in die nächste weitergegeben werden. Mit dem Wissen um die bio-psycho-sozialen Aspekte bestehen viele Ansatzpunkte, die transgenerationale Weitergabe zu hemmen oder zu vermeiden. In den Beiträgen wollen wir deutlich machen. Das frühzeitige ganzheitliche Perspektiven auf Familien mit psychisch erkrankten Eltern erforderlich sind, damit der “Staffelstab” der Erkrankung nicht an die nächste Generation weitergegeben wird.

In diesem Beitrag beschäftigen wir uns mit der epigentischen Perspektive.

Die funktionelle Reifung und Entwicklung des Gehirns beruht auf einer komplexen Interaktion zwischen genetischen Prädispositionen und Umwelteinflüssen. Stresserfahrungen bzw. Traumata in frühen Lebensphasen können diese Entwicklungsprozesse negativ beeinflussen und als Folge die Gehirnfunktion vor allem in präfronto-limbischen Arealen beeinträchtigen. Perinataler Stress ist daher ein kritischer Risikofaktor für die Entwicklung psychischer Störungen wie Depression, Angsterkrankungen oder ADHS dar. Die erfolgreiche Bewältigung früher Negativerfahrungen kann andererseits aber auch zu angepassten Veränderungen der neuronalen Strukturen führen, die sich in späteren Lebensphasen durch verbesserte Stressbewältigungsoptionen oder Resilienz zeigen. Die Interaktion zwischen genetischen Prädispositionen und den programmierenden Einflüssen der Umwelt wird über sogenannte epigenetische Mechanismen vermittelt. Diese modulieren die Genexpression ohne Veränderung der DNA-Sequenz. Eine zunehmende Anzahl an Studien zeigt, dass die stressinduzierten, epigenetisch regulierten Veränderungen der Hirnfunktion und des Verhaltens auf Nachfolgegenerationen übertragen werden können (Inter- und Transgenerationale Transmission). Früher Stress beeinflusst also nicht nur das direkt dem Stress ausgesetzte Individuum, sondern stellt einen transgenerationalen Programmierungsfaktor dar, der eine epigenetische Prädisposition für die Stressbewältigung in den nachfolgenden Generationen definiert

Prof. Dr. rer. nat. Jörg Bock, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg - AG Epigenetik und Strukturelle Plastizität
Moderation: Juliane Tausch | A:aufklaren

Zurück zur Übersicht

Gefördert mit Mitteln der gesetzlichen Krankenkassen nach § 20a SGBV

Vier in einer Reihe

Know-How zum Einsammeln und Lücken schließen

Mit dieser Fortbildungsreihe bieten wir ein Format zur Vertiefung an, um sich mit einem komplexen Teilaspekt des Themas „Kinder psychisch erkrankter Eltern“ genauer zu beschäftigen. Über vier Veranstaltungen befassen wir uns mit einem Jahresthema.

Vier in einer Reihe“ wird gefördert von den gesetzlichen Krankenkassen und ihren Verbänden des Landes Hamburg nach § 20a SGB V im Rahmen ihrer Aufgaben zur Gesundheitsförderung und Prävention in Lebenswelten.