Beziehungsweise 1/3: Auswirkungen auf das elterliche Fürsorgeverhalten und die frühkindliche Bindungsentwicklung

Fokus: Seele und Bindung

Mittwoch, 12. November 2025 | 15:00 - 18:00 Uhr

Online, per Zoom

Frühe Erfahrungen eines Kindes mit seinen Bindungspersonen prägen es ein Leben lang. Bindung entsteht durch wechselseitige Kommunikationsschleifen, kognitive Verarbeitung und Emotionen zwischen Baby und Eltern auf allen Sinnesebenen – auditiv, visuell, taktil. Die Prägungen und Erfahrungen von Wohlwollen, Zuspruch, Unmittelbarkeit und bedingungsloser Annahme lassen ein Gefühl der Sicherheit entstehen, das als Rüstzeug fürs Leben stärkt – mit Gefühlen umzugehen, Beziehungen einzugehen, Stress zu regulieren, Zutrauen und Selbstwirksamkeit zu verspüren. 

Doch wenn Kinder im Kontext einer elterlichen psychischen Erkrankung aufwachsen, dann besteht ein erhöhtes Risiko für ungünstige Bindungserfahrungen und dauerhafte Prägungen, die eine Hypothek für die eigene Lebensgestaltung sind und das Risiko für eine eigene psychische Erkrankung erhöhen.

Teil 1 der 3-teiligen Vortragsreihe mit Dr. Michael Hipp fokussiert auf die psychischen Aspekte von Bindung:

Dass die kindliche Entwicklung organisierende Prinzip ist die Qualität der frühen Bindungserfahrungen. Bei Eltern mit psychischen Erkrankungen, vor allem mit traumatischen Erfahrungen in den frühen Lebensphasen kommt es zu einer nachhaltigen Beeinträchtigung ihrer Kontaktfähigkeit. Hinzu treten Störungen von Stresstoleranz, Affektregulation, Mentalisierung und Identitätsbildung. Im ersten Teil des Vortrags werden die daraus abzuleitenden Auswirkungen auf das elterliche Fürsorgeverhalten, d. h. auf Feinfühligkeit und Responsivität gegenüber den kindlichen Bedürfnissignalen dargestellt. Daneben werden Beobachtungskriterien zur Einschätzung der Belastung der kindlichen Bindungsentwicklung beschrieben.

Um dem komplexen Unterstützungsbedarf der Familien, den präventiven Handlungs-notwendigkeiten und dem Kinderschutz gleichermaßen gerecht werden zu können, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen den Institutionen der Jugendhilfe und des Gesundheitswesens einschließlich der Erwachsenenpsychiatrie unabdingbar. Im zweiten Teil des Vortrags werden die organisatorisch-institutionellen und inhaltlich-konzeptionellen Voraussetzungen eines integrativen Ansatzes erläutert. Der einvernehmliche Kontakt mit den Eltern kann dabei nur dann über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten werden, wenn es gelingt, den zu erwartenden Irritationen im Spannungsfeld zwischen Hilfe und Kontrolle nachhaltig entgegenzuwirken. Es werden Methoden der vertrauensbildenden Beziehungsgestaltung zu den Eltern und den Kindern einschließlich der videogestützten Förderung der Eltern-Kind-Interaktionen vorgestellt. 

Dr. med. Michael Hipp | Arzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie | Dozent und Supervisor | Erkrath

 

Weitere Hinweise

Publikationen: 

  • Kriterienkatalog zur Einschätzung der Erziehungsfähigkeit bei psychisch belasteten Eltern. S. 69-84. In: Die Kinderschutzzentren: Ein verrücktes Leben. Köln 2016. 
  • Familien mit psychisch kranken Eltern: Bindungsorientierte Hilfestrategien im multiinstitutionellen Kontext. Teil 1 und 2. IN: Blickpunkt Jugendhilfe 2023.

Beziehungsweise:

  • 2/3 Bindung durch Berührung | Mechthild Deyringer | 14.1.2026 | 
  • 3/3 Trauma - Gehirn -Psyche | Dr. Nicole Strüber | 25.3.2026 |

 

 

 

Zurück zur Übersicht

Beziehungsweise

Bindung erkennen und verstehen

„Beziehungsweise“ bietet drei Perspektiven auf die Entstehung von Bindung und ihre Bedeutsamkeit für ein gesundes Aufwachsen von Kindern. Lassen Sie uns gemeinsam auf die frühen Anfänge schauen und verstehen, warum Sie auch für mittlere und große Kinder relevant sind.